Der sechste Flutleuchtturm der Erinnerung steht.
Der Verein Wupperbogen e.V. hat den sechsten Flutleuchtturm
aufgestellt:
Vor dem Altenpflegezentrum Hasensprungmühle erinnert die Skulptur aus Steinen und Stahl nicht nur an die Flut 2021, sondern vor allem an die
erfahrene Gemeinschaft und Solidarität jener Zeit.
Thomas Grzyb, Tom Novotny, Martin Pässler (Wupperbogen), Sabine
Claßen (Leichlingen-Stiftung), und Stanislaus Stegemann (Seniorenzentrum Hasensprungmühle) füllen den neuen Leuchtturm in Leichlingen mit Steinen.
Foto: Uwe Miserius (umi)
Bericht von Von Cristina Segovia-Buendía
LEICHLINGEN |Zwei Jahre ist es her, dass weite Teile der Blütenstadt durch Starkregen und den Übertritt der Wupper unter Wasser standen. Es waren Tage, in denen die Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz standen. Erschrocken, verängstigt. Sie funktionierten dennoch, versuchten, die Ereignisse zu verstehen und zu verarbeiten, während sie mit Muskelkraft die eigenen vier Wände von Morast befreiten, trockenlegten, entrümpelten und Habseligkeiten säuberten. Tage, Wochen und Monate, an die Betroffene eher nicht zurückerinnert werden wollen. „Doch es ist erstaunlich, wie Menschen in den schlimmsten Katastrophen zueinanderfinden und zusammenhalten“, sagt Martin Pässler.
Er ist eines von mittlerweile 36 Mitgliedern des Vereins „Wupperbogen“, die sich nach der Katastrophe zusammengeschlossen haben, um dieses Gefühl nicht wieder zu verlieren. Heute, wo die meisten Schäden beseitigt zu sein scheinen, verbleicht die Erinnerung an diese lebensrettende Gemeinschaft. Doch genau daran wollen die Mitglieder, mit finanzieller Unterstützung der Leichlingen-Stiftung der Kreissparkasse Köln durch die Symbolkraft großer Leuchttürme erinnern.
„Dieser Leuchtturm soll uns vor Augen führen, was die Flutkatastrophe im Juli 2021 verdeutlicht hat: Wir sitzen alle im selben Boot. Wenn wir dem Kompass unseres Herzens folgen, werden wir selbst zum Leuchtturm und verbreiten Zuversicht und Klarheit“, schreibt der Verein auf seiner Internetseite und auf den Plaketten, die den Skulpturen beigefügt wird. Insgesamt fünf dieser menschengroßen Stahlkonstrukte gefüllt mit zweifarbigen Steinen, stehen bereits an verschiedenen Punkten der Stadt. Die sechste wurde jetzt vor dem evangelischen Altenzentrum Hasensprungmühle aufgestellt.
Der Sockel, gefüllt mit dunkelfarbigem Gestein aus dem Sinneswald, die Spitze mit hellerem Granit: Die verschiedenen Farben, erklärt Pässler, zeigten die Höhe, die das Wasser am Tag der Katastrophe an jener Stelle erreichte. In der Spitze des Turms ist ein kleines Solarlicht eingelassen, das in den Abendstunden leuchtet. Für Auswärtige ohne Kenntnisse über die Ereignisse schlichtweg ein wunderschöner Hingucker. Für die Leichlinger selbst ein Mahnmal und zugleich ein Hoffnungsträger, der deutlich machen soll, dass man selbst in tiefster Dunkelheit und größter Not niemals alleine sein wird. Ein rettender Hafen, eine helfende Hand, wird es hier immer geben.
Wer letztendlich die Idee für die Skulptur und ihre Optik gab, das weiß heute niemand mehr so genau. Sie entstand bei der Leuchtturmwerkstatt. Insgesamt sollen zehn Türme aufgestellt werden. Die Orte der nunmehr noch fehlenden vier sind auch schon ausgesucht. Doch nur nach und nach werden die Stahlgerüste und Steine erworben und installiert. Ohne genauen Zeitplan, wie Pässler sagt.
Die meisten Vereinsmitglieder sind Anwohner und Nachbarn des Wupperbogenes. Er selbst wohnt nicht vor Ort, habe als Architekt allerdings die Siedlung mitgeplant und fühle sich nach wie vor dem Wupperbogen verbunden. Als Schriftführer unterstützt er den Verein. Schatzmeister Tom Novotny und Vereinsmitglied Thomas Grzyb helfen tatkräftig mit bei der Installation der Türme, die für sie genau dieses Gefühl von vor zwei Jahren hervorrufen. Stanislaus Stegemann, Leiter des Altenzentrums, freut sich über den neuen Hingucker und die stetige Erinnerung.
Das ist der Verein Wupperbogen
Die Mitglieder kümmern sich auch um ein regelmäßiges Café-Angebot für Nachbarn. Kürzlich feierten sie Sommerfest. Neben gesellschaftlichen Aspekten zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements versteht sich der Verein auch als Interessensvertreter der Bürger etwa bei der „Förderung der baulichen Entwicklung, insbesondere bezogen auf den Hochwasser-, Landschafts- und Naturschutz sowie die Unterstützung von Maßnahmen des Umweltschutzes, wie z.B. die Pflege und Anpflanzung von Grünanlagen“. Jeder kann für einen Jahresbeitrag von 60 Euro Mitglied im Verein werden.